Into The Sea II

Eine Fahrzeugspur auf glänzendem, beigem Untergrund, die in einer sanften rechts-links-Bewegung auf den Horizont zuführt.
Nicht gerade und stets ein bisschen „schnuddelig“. So kennt man Heiko Moorlander. So ist sein Lebensweg. Übersät von Schlamm und allem Irdischen. Into The Sea II entstand in den Graus zwischen Perpignan und Narbonne im Winter 2015/2016. Into The Sea I.I, das der Mud-Artist unter ähnlichen Umständen in der Nähe von Saintes-Maries-de-la-Mer kreierte, gilt als perfekte Studie für den hochdotierten Nachfolger.

Das Leben ist nur eine Kombination verschiedener Kollisionen! Wer die Schlammkunst von Heiko Moorlander verstehen will, kommt nicht umhin, sich den Kollisionen zu widmen, den martialischen Reibungszonen, jenseits derer – scheinbar wie von Zauberhand – sich Freiräume weiten, in denen tragende, endlos bis zum Horizont wirkende Schlammkunstwerke den nötigen Platz finden, ihre volle Wirkung zu entfalten.
Moorlanders Into The Sea-Zyklus, dessen Spuren noch heute an der südfranzösischen Küste zu finden sind, gilt als ein Meilenstein nichtkommerzieller Mudart.
Ohne Bindung an eine Galerie und selbstfinanziert, arbeitete der Mudart-Künstler in den Jahren 2013 bis 2016 ungehemmt, oft mit ‚geliehenen‘ Maschinen in den sogenannten Graus zwischen Marseille und Perpignan, aber auch in der Papstmetropole Avignon. Die Standorte der Kunstwerke blieben lange Zeit geheim. Nur Insider waren eingeladen, auf Guerilla-Vernissagen, die Preziosen zu erkunden. Die geheimen Zirkel firmierten unter dem Slogan: „Die wahren Lichtmomente liegen gut versteckt zwischen zwei Rumms.“
Mittlerweile ist sich die internationale Kunstkritik einig, dass diese vergessenen Moorlanders, die nie auf den Kunstmarkt gelangten, gleichsam zu den ehrlichsten Werken des Künstlers zählen.
Moorlanders Wirken beschränkte sich jedoch nicht nur auf Schlamm und Schmutz vor malerischer Kulisse; seine Aktionen inspirierten auch eine Vielzahl regionaler Künstlerinnen und Künstler, wie etwa den provencealischen Dichter Pierre-Antoine de la SUZETTE.

Vergessen schon ist alles Irdische.
Es gibt nur noch das Licht.
Filigran wie Feenhaar zieselt Dein Geträum‘ gen Horizont.
Welch‘ ein Schimmer; welch‘ seltsam anmutige Erscheinung
wartend
darbend
hinter dem Horizont; lass krachen, Mann
und dann, oh erleuchteter Erleuchter
komm‘ endlich zur Ruhe.

(Pierre-Antoine de la SUZETTE, Poet naturale). (Übersetzung Jürgen Rinck).

Geradlinige, grünlich verfäbte Fahrzeugspur, die von einer anderen Fahrzeugspur andeutungsweise geschnitten wird.
Wie alles begann: die strenge Linienführung zeigt eine erste Studie für Moorlanders geheimen Zyklus Into The Sea. Vage ahnt man das Ausmaß an Verspieltheit, das sich einmal daraus entwickeln sollte.

In eigener Sache: Der Kalender ‚Moorlander 2019‘ erschien – wie auch sein Vorgänger Moorlander 2018 – in einer Auflage von 50 Stück. Auch  2020 wird es einen Moorlander-Kalender geben. Um die Auflage planen zu können, geben Sie kurz Rückmeldung. Ein lautes Roaaar genügt 🙂