Von Heiner Momsen.
Die erste Begegnung mit dem Künstler Heiko Moorlander. Es ist Spätsommer und die Sonne scheint mild. Wer hier einen Künstler mit Pinsel und Leinwand erwartet, irrt sich gewaltig. Denn Moorlander, dessen Vorfahren aus Moorland am Senkelteich stammen, arbeitet mit großem Gerät. Mit Landmaschinen oder Lastkraftwagen malt er seine Kunst in wahrsten Sinn des Wortes tief in den Boden. Er hat die so genannte Mud-Art erfunden.
In den USA soll er berühmt sein, hierzulande kennt ihn kaum einer. Was vielleicht daran liegen mag, dass er in Deutschland und Europa nur winzige Kunstwerke, quasi Petitessen schafft. In Übersee stehen ihm weit eindrucksvollere Malwerkzeuge zur Verfügung. Etwa der Big Bud 16-V 747, der größte Schlepper der Welt steht in seiner Garage, erzählt er begeistert. Oder ein besonders edles Stück, der John Deere 9630, Spitzenprodukt der Traktorenproduktion. Highlight und Erzeuger exquisiter Arbeiten, der Lamborghini R8, ein Prachtstück auch für den Sonntagsausflug querfeldein.
Als wir ihn in der Nähe seiner ehemaligen Heimat Zweibrücken treffen, muss er sich mit deutlich kleinerem Gerät abfinden. Der mit einer Galaxy der US Airforce ins nahegelegene Ramstein eingeflogene Big Bud ist am Morgen vor dem Mud-Art Treffen spurlos verschwunden und lässt Fragen offen, die an Verschörungstheorien erinnern: Haben Aliens das viele Tonnen schwere Fahrzeug entführt? Immerhin gelang es dem Ausnahmekünstler, kurzfristig einen Porsche aufzutreiben. Nur ein Abklatsch dessen, was er gewohnt ist. Dennoch will Moorlander auch hier Kunst schaffen. So wie beim vorherigen Kalenderbild, für das er eigens gegen die Wand gefahren ist.
Typisch und unverkennbar seine Linienführung, fast exakt, aber nur fast. Die kleinen Abweichungen sorgen beim Betrachter für die notwendigen Irritationen, um einen Prozess der Infragestellung einzuleiten. Doch bei diesem Werk wird man an seine Wahrnehmungsgrenzen gebracht. Welche Linienwelten warten hinter der Mauer?
Heiner Momsen, Senkelteicher Tageblatt