Uncle Tom’s Hut

Ach wenn es doch so einfach wäre: Ein Gabelstapler, eine Müllkippe, meinetwegen noch eine räudige Ratte und jede Menge Dystopie. Damit könnte man leben, zur Not. Wenn nur nicht dieser leidige Konflikt wäre, der sich täglich neu aus dem Weltschmerz gebiert.

Im unteren Drittel des Bildes führt eine zerfahrene, matschige Fläche auf ein wenige Grün zu, aus dem sich eine alte, aus Sandsteinen gemauerte Scheune erhebt.
Den ‚Tausend Sklaven der Freiheit‚, die nicht wahrnehmen, dass sie Kraft ihres Willens zum Konsum, überhaupt Sklaven sind, ist dieses Schlammkunstwerk gewidmet.

Dass Heiko Moorlander unter dem widrigen Zustand unserer Welt leidet, ist seit Jahren hinlänglich bekannt. Immer wieder kommt es zu Abstürzen, entgleist der ‚Mudboy‘, benimmt er sich daneben, eckt an. Manchmal resultiert daraus große Kunst. Dann gelingt es dem ‚Jungen mit den Boliden‘ (sein Indianischer Name sei Der mit den Pferdestärken tanzt), sich voll und ganz ‚zu erden‘ und dann entstehen die großen, epischen Kunstwerke als scheinbar unvermeidliche Verletzungen eines fragilen Planeten.

Niemand sollte so reich sein, dass er einen anderen Menschen kaufen kann. Und niemand sollte so arm sein, dass er sich an einen anderen Menschen verkaufen muss. Diese Doktrin schwingt mit, wenn der ‚Mudboy‘ – augenscheinlich selbst Millionär, dank des Verkaufs seiner grandiosen Kunstwerke an ein internationales Sammlerklientel – zu seinen Wurzeln zurück kehrt und ohne jegliche finanzielle Hintergedanken an einem Kunstwerk arbeitet.

Mit Uncle Tom’s Hut schuf er in den Außenbezirken des pfälzischen Dörfchens Großbundenbach  ein Monument von außergewöhnlicher Brisanz im Vorgarten eines einfachen Landwirts, der durch intrigante Machenschaften seinen Besitz verlor.

Es ist nicht bekannt, ob das Werk verkauft wurde, ob es den Weg in eine Kunstsammlung fand. Im Fokus stand nicht Geld, noch Macht, noch Ansehen, sondern ein unscheinbarer Fingerzeig, der uns alle anhalten sollte, inne zu halten und nachzudenken über das Grundprinzip der Sklaverei. Mitnichten ist die Sklaverei in unserer Zeit abgeschafft. Mitnichten lebt ein jeder Mensch auf Gottes Erden ein würdiges Leben. Mitnichten hat Gerechtigkeit den Platz der lange geübten Selbstherrlichkeit der Wenigen eingenommen und mitnichten blüht uns allen, wievielen Milliarden Menschen, ein glückliches Leben.

Riskant und ebenso mutig ist daher dieses Kunstwerk, das uns zu denken geben sollte. Zu denken, ob wir nicht Sklaven der Freiheit sind, die sich freiwillig unterwerfen, um vielleicht auch irgendwann einmal ein Stückchen dieses Mythos zu ergattern, des Mythos der Gleichen unter gleichen, die einander auf Augenhöhe begegnen.

Da spielt es keine Rolle, dass der Künstler hoch oben in der Führerkabine seines 1998er Allgaier Allrad behäbig aber entschlossen für Freiheit und gleiche Chancen weltweit für alle Menschen im Lehm der Sickinger Höhe wühlte.

Der Erlös durch den Verkauf des Kunstwerks kam einer Stiftung zu Gute, die sich gegen Ungerechtigkeit, Enteignung, moderne Sklaverei, und für ein friedliches Miteinander einsetzt und deren erklärtes sekundäres Ziel es ist, sich selbst aufzulösen, sobald sie ihr primäres Ziel erreicht hat.

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