One Leg Joe

Um Vertrauen geht es in diesem Artikel und um eine Enttäuschung. Um die Gegenpoligkeit allen Seins, um einen Biografen, der womöglich nie existiert hat und um ein abbes Bein. Dies ist die Geschichte von One Leg Joe.

Jene legendären Tage, festsitzend im Dairy County, sprichwörtlich auf dem Trockenen, in denen das Team um Heiko Moorlander die Zeit totschlagen musste, bis die kleine Tankstelle jenseits der Welt mit Benzin beliefert wurde, diese Tage sind der Grundstein für das kleine Glück Joe ‚Mouthful‘ Dinebs. Sein Begegnung mit den Mudartisten erzählt seine Biografie „Mundschenk und Director of MudArt“ (84 Seiten Paperback, Melville & Dick 2018), in der sich auch intime Informationen über Heiko Moorlanders Kindheit und Jugend finden.

Genau diese intimen Informationen (sie kratzen am Raubein-Image des berühmten Mudartisten) sind Stein des Anstoßes, ließen die zunächst dicke Männerfreundschaft, die Joe und Heiko verbanden in einen schmutzigen Krieg abdriften. An den oft whiskeyschwangeren Abenden in Joes Inn gab der Mudartist offenbar etliche Geschichten aus seiner Vergangenheit preis, zwar unter der Auflage, es sei ein Geheimnis, aber man weiß ja wie das ist. Ein Geheimnis ist nur dann geheim, wenn man es nie nie nie jemandem erzählt. Besser noch: es gar nicht erst denkt (denn wer denkt, der schwätzt auch, irgendwann).

Nicht so vieles ist gesichert über das Zustandekommen von Dinebs Biografie. Gab es den ominösen Verfasser und Biografen tatsächlich, oder hat Dineb das Buch selbst geschrieben? Der Vertrauensbruch, der sich in dem Buch manifestiert, entzweite ihn und Moorlander.

Worte, Fäuste, Anwälte und über dem Grabenkampf kein Ende in Sicht. Am Ende blieben nur Verlierer und etwas große Kunst an einem Ort, wo sie nicht hingehört.

In der oberen linken Ecke steht ein Transportfahrzeug für Baumaschinen mit heruntergeklappter Auffahrrampe. Eine derbe Reifenspur führt neben einer begrünten Böschung zur Rampe. Grün und eine Nuance Orange zieren das Motiv farblich.
Kalenderblatt Mai des Moorlander-Kalenders 2020.

Mit der Installation One Leg Joe verschaffte sich Heiko Moorlander schließlich Luft, indem er den hassgeliebten einstigen Freund noch einmal würdigte. Die Installation befindet sich unweit des Orts ‚Half A Grave‘, ein Flecken Land noch trostloser als One Man Creek. Der Name ist Programm, bezeichnet er doch das Grundstück, auf dem Joe Dinebs ‚abbes‘ Bein begraben liegt. Sagt man.

Am Ende bleiben mehr Geschichten als Fakten. Mehr Halbwahrheiten als ganze, gestandene Männer. Mehr Staub, Dreck und Trostlosigkeit als Dieselruß. Ein Feld von Verlierern im bunten Antlitz dahin rostender 40-Tonner.

 

 

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