Irgendwo jenseits von Milwaukee im weiten, hügeligen, grünen Land Wisconsins. Ein Tross schwerer Maschinen mit breiten, martialischen Reifen stoppt in der Morgendämmerung vor Joes Inn. Das kleine Fastfood-Restaurant reklamiert für sich ‚Gods own Burger‘ zu produzieren. Weit und breit gibt es an der Kreuzung zweier Interstaterouten außer Viehweiden und Molkereien nichts. Und auch Joes Inn wäre nicht besonders bemerkenswert, hätte nicht der lokal durchaus bekannte Künstler Francis H. Hennessey eine beeindruckende Kunst-Installation auf der Toilette von Joes Inn hinterlassen. Seine Wandinstallation ‚Apokalyptische Reiter‘ ist ein Ensemble aus vier Edelstahl-Toilettenpapierhaltern, die je nach Tageszeit, mal mehr, mal weniger mit Papier bestückt sind. Manchmal sind sie sogar ganz leer, sehr zum Leidwesen der Durchreisenden, die diese einzige Toilette im Niemandsland zwischen Staughton, Waukesha und Whitewater benutzen möchten. Auf den vier Klorollenhaltern kleben schwarze, geprägte Kunststoffetiketten mit der Aufschrift, ‚red‘, ‚black‘, ‚white‘ und ‚pale‘ – rot, schwarz, weiß und fahl. Ein Zitat an die biblische Erzählung der Apokalypse, in der die vier apokalyptischen Reiter erscheinen, um die Menschheit heimzusuchen.
Zugegeben, die Interpretation der apokalyptischen Reiter als Klorollenhalter ist zweifelsohne neu. Die Kunstwelt ist sich einig: Hätte Francis H. Hennessey dieses Kunstwerk in New York, Mailand, Paris oder London realisiert, so wäre er wahrscheinlich zu großem Ruhm gelangt. „Im Klo von Joes Inn verkommt die Installation leider zu einem billigen Scherz“, schreibt Kunstkritiker Dupont Marsh in einem Artikel für den MudArt Chronicle.
Auch diese Geschichte ist im Grunde nicht bemerkenswert. Sie wäre nie geschrieben worden, hätten nicht MudArt Künstler Heiko Moorlander bei einem Stopover auf dem Weg zur ‚Badger State MudArt Convention‘ Francis H. Hennesseys apokalyptische Klopapierrollenhalter als Inspiration gedient für sein preisgekröntes Kunstwerk Apokalypse.